Hashimoto: Warum du trotz Medikamente noch Symptome hast
- Mariele
- 5. Sept. 2024
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Nov. 2024
Wenn du Hashimoto hast, kennst du das Spiel: Du gehst zum Arzt, lässt deine Schilddrüsenwerte checken und bekommst das berühmte Rezept für L-Thyroxin in die Hand gedrückt. "Das wird schon!" – denkst du dir. Aber was, wenn es eben nicht schon wird? Was, wenn du dich trotz Medikation immer noch schlapp, müde und einfach nicht du selbst fühlst?
Du bist nicht allein! Viele Menschen mit Hashimoto schlucken brav ihre Medikamente und fragen sich trotzdem, warum sie weiterhin mit typischen Symptomen kämpfen: Gewichtszunahme, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Kälteempfindlichkeit oder sogar Haarausfall. Aber warum? Lass uns das Ganze mal etwas entwirren.

Warum L-Thyroxin nicht immer ausreicht
L-Thyroxin (oder T4) ist quasi das Standard-Tool bei Schilddrüsenunterfunktion. Es ist eine synthetische Version des Hormons T4, das dein Körper normalerweise selbst produziert.
Eigentlich ganz simpel: Du nimmst es ein, und dein Körper soll das T4 in das "aktive" Hormon T3 umwandeln. T3 ist das Hormon, das tatsächlich in den Zellen wirkt und deinen Stoffwechsel in Schwung bringt – sozusagen der Treibstoff für deine innere Maschine.
Die Umwandlung von T4 in T3 passiert an einigen wichtigen Orten in deinem Körper:
Leber: Hier läuft der Großteil der Umwandlung ab. Die Leber ist sozusagen die Hauptwerkstatt, in der das T4 in das aktivere T3 "getuned" wird.
Nieren: Auch sie helfen kräftig mit, das T4 in T3 umzuwandeln.
Muskel- und Fettgewebe: Sogar hier wird T4 in T3 umgebaut.
Wenn deine Leber oder Nieren aber nicht rundlaufen – sagen wir mal, der Motor stottert – wird’s schwierig. Dann hast du vielleicht genügend T4 im System, aber es wird nicht genug davon in das aktive T3 umgewandelt. Und was passiert dann? Du fühlst dich wie im Energiesparmodus.
Deshalb ist es superwichtig, dass du auf deine Lebergesundheit achtest. Eine gesunde Leber ist quasi der Schlüssel, damit dein Stoffwechsel auf Touren kommt. Wenn die Leber nicht mitspielt, fühlt sich dein Körper an wie ein Auto, das nicht über den ersten Gang hinauskommt. In der Pflanzenheilkunde werden Mariendistel, Curcuma, Löwenzahn und Artischocke traditionell zur Unterstützung der Leber eingesetzt*.
Die TSH-Falle: Warum „normale“ Werte nicht immer alles sagen
Du kennst das sicher: Beim Arzt läuft alles nach Schema F. Blut abnehmen, auf den TSH-Wert (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) starren und sagen: „Alles im Normbereich, passt schon!“ Doch hier liegt der Haken: Nur weil der TSH-Wert im Normalbereich liegt, heißt das nicht automatisch, dass du optimal eingestellt bist. Dein Körper kann sich nämlich trotzdem ziemlich mies fühlen.
TSH ist nur ein Teil der Geschichte. Oft sind es die fT3- und fT4-Werte, die den echten Einblick in deinen Zustand geben. Wenn diese Werte nicht stimmen, hilft es auch nicht viel, wenn der TSH im grünen Bereich ist. Du kannst immer noch unter Symptomen leiden, auch wenn deine Schilddrüsenwerte "normal" aussehen.
T3 – das oft vergessene Hormon
Hier kommt das große Aber: Wenn dein Körper das T4 nicht richtig in T3 umwandelt, reicht L-Thyroxin allein oft nicht aus. Manche Menschen brauchen zusätzlich ein T3-Medikament (wie Liothyronin) oder eine Kombination aus T4 und T3, um sich wieder wirklich wohlzufühlen.
Leider wird T3 oft übersehen, als ob es nur die Nebenrolle spielt. Aber gerade bei Hashimoto-Patienten, deren Umwandlung von T4 zu T3 gestört ist, kann das Hinzufügen von T3 eine Welt verändern. Wenn du dich trotz guter TSH-Werte immer noch müde und ausgelaugt fühlst, könnte es daran liegen, dass deinem Körper einfach nicht genug T3 zur Verfügung steht.
Was ist mit den Nebennieren?
Jetzt wird es spannend: Vielleicht liegt es auch gar nicht nur an der Schilddrüse. Hast du schon mal von der Nebennierenschwäche gehört?
Nebennierenschwäche bedeutet, dass deine Nebennieren durch chronischen Stress so ausgelaugt sind, dass sie nicht mehr genügend Cortisol produzieren – das Hormon, das uns hilft, Stress zu bewältigen und Energie bereitzustellen.
Schilddrüse und Nebennieren sind ein Team, und wenn die Nebennieren nicht mehr mitziehen, fühlst du dich, als wärst du ständig im „Akku-leer“-Modus.
Wenn du also das Gefühl hast, dass deine Schilddrüsenwerte top sind, du aber trotzdem wie ausgebrannt durch den Tag kriechst, könnte es an den Nebennieren liegen.
Sie müssen ständig Cortisol produzieren, um den Körper in Balance zu halten, und irgendwann machen sie schlapp. Das wiederum beeinflusst, wie dein Körper die Schilddrüsenhormone nutzt. Also: Nebennieren im Auge behalten!
Symptome von Nebennierenschwäche – klingt das bekannt?
Die Symptome einer Nebennierenschwäche ähneln oft denen einer Schilddrüsenunterfunktion:
Chronische Müdigkeit
Schlafstörungen
Schwierigkeiten beim Abnehmen
Konzentrationsprobleme
Stimmungsschwankungen
Wenn dir das alles verdächtig bekannt vorkommt und du trotzdem gute Schilddrüsenwerte hast, lohnt es sich mit einem Heilpraktiker über die Nebennieren zu sprechen. Denn: Für die meisten Schulmediziner existiert Nebennierenschwäche nicht. In der klassischen Medizin wird nur die Nebenniereninsuffizienz ernst genommen, wenn die Nebennieren wirklich fast vollständig versagen.
Wie wird eine Nebennierenschwäche diagnosiziert?
Ein Speicheltest ist die einfachste Methode, wenn es darum geht, einer Nebennierenschwäche auf die Spur zu kommen*. Dabei wird dein Cortisolspiegel im Laufe des Tages gemessen, um herauszufinden, ob deine Nebennieren im Takt arbeiten oder aus dem Rhythmus geraten sind. So bekommst du ein klares Bild davon, wie deine Stresshormone ticken, und kannst gezielt an deiner Gesundheit arbeiten.
Dieses Buch über die Nebennierenschwäche ist ein absuluter Klassiker und sehr empfehlenswert.* Die Symptome und Auswirkung der Nebennierenschwäche werden hier ausführlich beschrieben und es werden viele Tipps zum Umgang mit der Nebennierenschwäche gegeben.
Die richtige Dosierung – Ein Balanceakt
Auch die Dosis macht's: Es dauert oft eine Weile, bis du die perfekte Menge an
L-Thyroxin gefunden hast. Das ist selten beim ersten Versuch erledigt. Es braucht Zeit, regelmäßige Bluttests und viele Anpassungen, um herauszufinden, welche Dosis für deinen Körper wirklich passt.
Hier gilt: Geduld ist der Schlüssel. Wenn du das Gefühl hast, dass die Dosis nicht stimmt, sprich offen mit deinem Arzt. Manchmal muss man die Dosis Stück für Stück anpassen, bis alles im Gleichgewicht ist.
Das große Ganze: Es geht nicht nur um Medikamente
Hier kommt vielleicht die wichtigste Erkenntnis: L-Thyroxin allein ist nicht die magische Lösung. Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung, und es gibt viele andere Faktoren, die eine Rolle spielen, um dich besser zu fühlen.
Dazu gehören:
Ernährung: Viele Menschen mit Hashimoto schwören auf eine entzündungshemmende Ernährung, zum Beispiel glutenfrei oder frei von Lebensmitteln, die als "Schilddrüsenfeinde" gelten.
Verzichte wenn möglich auf Zucker und stark verarbeitete Lebensmittel. Auch Soja steht im Verdacht, die Hormonproduktion der Schilddrüse zu hemmen.
Brokkoli, Rosenkohl und Blumenkohl enthalten Goitrogene, die die Aufnahme von Jod – einem wichtigen Nährstoff für die Schilddrüse – blockieren können. Wichtig: Das bedeutet nicht, dass du diese Lebensmittel komplett vermeiden musst, aber du solltest sie besser gekocht essen, da das Kochen die goitrogenen Verbindungen reduziert.
Ich empfehle allen Hashimoto Patienten dieses Kochbuch*, es ist speziell auf die Ernährung bei Hashimoto abgestimmt und enthält nicht nur Rezepte sondern auch einen großen Infoteil.
Nährstoffe: Ein Mangel an Eisen, Zink, Selen oder Vitamin D kann deine Schilddrüsenfunktion weiter beeinträchtigen. Wusstest du das nur 1-2 Paranüsse am Tag den Selenbedarf decken? Allerdings solltest du wirklich auf gute Qualität achten und möglichst zu Bio greifen. Paranüsse sind leider schnell anfällig für Schimmel.
Stressmanagement: Chronischer Stress ist Gift für die Schilddrüse. Ob Yoga, Meditation oder einfach mal nichts tun – es ist wichtig, Stress zu reduzieren.
Lebergesundheit: Die Leber ist der Hauptakteur bei der Umwandlung von T4 in T3. Eine gesunde Leber bedeutet einen gesunden Stoffwechsel. In der Pflanzenheilkunde werden Mariendistel und Artischocke traditionell zur Unterstützung der Leber eingesetzt.
Bewegung: Moderate Bewegung bringt den Stoffwechsel in Schwung und steigert die Energie.
Darmgesundheit: Da Hashimoto eine Autoimmunerkrankung ist und ein großer Teil unseres Immunsystems im Darm sitzt, ist ein gesunder Darm essenziell. Leider wird dieser Zusammenhang oft übersehen. Ich habe hierzu einen tollen Blogbeitrag geschrieben: Hashimoto und der Darm
Fazit: Gut eingestellt zu sein ist ein Prozess
Hashimoto und Schilddrüsenmedikamente – das ist nicht immer ein Spaziergang. Viele Menschen brauchen Zeit und Geduld, um die richtige Dosierung und Behandlung zu finden. Aber hey, du bist nicht allein! Es gibt Lösungen, auch wenn der Weg manchmal holprig ist.
Bleib dran, sprich mit deinem Heilpraktiker oder Arzt über deine Symptome und lass dich nicht entmutigen. Mit der richtigen Einstellung (bei deinen Medikamenten und bei dir selbst) kannst du deine Lebensqualität verbessern und deine Energie zurückgewinnen. Es lohnt sich, für dein Wohlbefinden zu kämpfen!
Disclaimer: Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung. Bei gesundheitlichen Problemen solltest du immer einen qualifizierten Arzt oder Heilpraktiker konsultieren. Medikamente, Heilkräuter und Nahrungsergänzungsmittel sollten ohne Rücksprache mit deinem Arzt oder Therapeuten nicht eingenommen werden.
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Zusätzliche wissenschaftliche Studien
The Thyroid Hormone Conversion Pathway – Endocrine ReviewsPeeters RP et al. (2003)
Management of Subclinical Hypothyroidism: Clinical Trials and the Confusion of Results – ThyroidBiondi B et al. (2005)
The Combination of T4 and T3 in the Treatment of Hypothyroidism: Time for a Change? – Annals of Internal MedicineEscobar-Morreale HF et al. (2005)
Adrenal Fatigue: Fact or Fiction? – BMC Endocrine DisordersNicola Naylor (2016)
The Influence of Liver Function on Thyroid Hormone Metabolism – ThyroidWiersinga WM et al. (1995)
Levothyroxine Therapy in Patients with Hypothyroidism: Determining the Correct Dosage – The Journal of Clinical Endocrinology & MetabolismGullo D et al. (2011)
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