Schilddrüsendiagnostik: Warum der TSH Wert bei Hashimoto nicht ausreicht
- Mariele

- 2. Sept. 2024
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Nov. 2024
Und was du bei Hashimoto wirklich checken lassen solltest
Hast du dich in letzter Zeit mal so richtig schlapp gefühlt, obwohl du dich gefühlt zehn Stunden in den Federn gegraben hast? Oder vielleicht stellst du fest, dass deine Jeans enger wird, obwohl du dich an deinen grünen Smoothies und Yoga-Flow festhältst wie an deinem Morgenkaffee? Es könnte sein, dass deine Schilddrüse hier die Finger im Spiel hat. Aber bevor du jetzt denkst, "Oh, mein Arzt hat doch den TSH-Wert getestet, also alles gut, ich habe kein Hashimoto!", lass mich dir was verraten: Der TSH-Wert allein reicht nicht aus. 😬
Ja, du hast richtig gehört. Der TSH-Wert ist sozusagen der Klassiker unter den Schilddrüsentests. Viele Docs schwören drauf. Aber ob du’s glaubst oder nicht – es gibt noch ein paar andere Werte, die du bei Hashimoto auf dem Radar haben solltest, wenn du wirklich wissen willst, wie’s um deine Schilddrüse steht.

Die Schilddrüse – Das unterschätzte Organ
Zuerst mal: Was macht die Schilddrüse eigentlich? Diese kleine, schmetterlingsförmige Drüse sitzt direkt unter deinem Kehlkopf und ist verantwortlich für die Produktion von Hormonen, die deinen Stoffwechsel regulieren. Das bedeutet, sie beeinflusst so ziemlich alles, was dein Körper täglich tut – von der Regulierung deiner Körpertemperatur über den Energieverbrauch bis hin zu deinem emotionalen Gleichgewicht.
Aber das ist noch nicht alles. Die Schilddrüse ist auch ein entscheidender Spieler im Hormonsystem deines Körpers. Sie produziert die Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Diese Hormone steuern, wie schnell oder langsam die Zellen deines Körpers arbeiten. Wenn deine Schilddrüse aus dem Gleichgewicht gerät, kann das weitreichende Auswirkungen auf dein Wohlbefinden haben.
Schilddrüsenprobleme – Ein häufiger, aber oft übersehener Faktor bei Hashimoto
Schilddrüsenerkrankungen sind weit verbreitet, aber viele Menschen leben jahrelang mit Symptomen, ohne zu wissen, dass ihre Schilddrüse das Problem sein könnte. Die Symptome können so vielfältig sein, dass sie oft anderen Ursachen zugeschrieben werden:
Müdigkeit: Anhaltende Müdigkeit, selbst nach ausreichend Schlaf, kann ein Zeichen für eine Unterfunktion der Schilddrüse sein.
Gewichtszunahme: Eine unerklärliche Gewichtszunahme, trotz keiner Änderung in der Ernährung oder körperlichen Aktivität, könnte auf eine Schilddrüsenunterfunktion hinweisen.
Stimmungsschwankungen: Depressionen, Reizbarkeit und Angstzustände können auch durch eine unausgeglichene Schilddrüse verursacht werden.
Haut- und Haarprobleme: Trockene Haut, Haarausfall und brüchige Nägel sind weitere Symptome, die auf eine Schilddrüsenunterfunktion hinweisen können.
Herzrasen und Schwitzen: Diese Symptome können bei einer Schilddrüsenüberfunktion auftreten, wenn die Schilddrüse zu viel Hormon produziert und dein Stoffwechsel auf Hochtouren läuft.
TSH Wert bei Verdacht auf Hashimoto: Ein guter Anfang, aber nicht die ganze Story
Wenn du jemals bei deinem Arzt über Müdigkeit, Gewichtszunahme oder Stimmungsschwankungen gesprochen hast, hat er oder sie vielleicht vorgeschlagen, deinen TSH-Wert (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) zu überprüfen.
Der TSH-Wert wird oft als der „Goldstandard“ in der Schilddrüsendiagnostik betrachtet, aber hier kommt der Haken: Der TSH-Wert allein erzählt dir nicht die ganze Geschichte.
TSH wird von deiner Hypophyse, einer kleinen Drüse im Gehirn, produziert. Es ist quasi ein „Regler“, der der Schilddrüse sagt, wie viel Hormon sie produzieren soll. Ein hoher TSH-Wert bedeutet in der Regel, dass deine Schilddrüse mehr Hormone produzieren sollte (was auf eine Unterfunktion hinweist), und ein niedriger TSH-Wert könnte bedeuten, dass deine Schilddrüse zu viel arbeitet (Überfunktion). Klingt logisch, oder?
Aber hier ist das Problem: Der TSH-Wert gibt dir nur einen indirekten Hinweis darauf, wie deine Schilddrüse funktioniert. Es ist so, als würdest du die Temperatur in deinem Haus überprüfen, indem du nur auf das Thermostat schaust und nicht tatsächlich die Raumtemperatur misst. Es kann Situationen geben, in denen der TSH-Wert „normal“ ist, aber deine Schilddrüse trotzdem nicht optimal funktioniert.
Warum nur den TSH-Wert zu testen bei Hashimoto, problematisch sein kann
Es gibt viele Gründe, warum sich allein auf den TSH-Wert zu verlassen, problematisch sein kann:
Individuelle Schwankungen: Der TSH-Wert kann von Person zu Person stark variieren und wird von vielen Faktoren beeinflusst, einschließlich Stress, Ernährung und sogar der Tageszeit. Ein Wert, der für eine Person normal ist, könnte für eine andere nicht ideal sein.
Komplexe Schilddrüsenerkrankungen: Es gibt Schilddrüsenerkrankungen, bei denen der TSH-Wert allein nicht ausreichend ist, um eine genaue Diagnose zu stellen. Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Schilddrüse angreift, kann in den frühen Stadien zum Beispiel normale TSH-Werte zeigen, obwohl bereits Symptome auftreten.
Nicht sichtbare Dysbalancen: Der TSH-Wert reagiert langsam auf Veränderungen im Körper. Das bedeutet, dass selbst wenn deine Schilddrüse nicht optimal arbeitet, der TSH-Wert möglicherweise erst dann abweicht, wenn das Problem bereits länger besteht.
Die wahren Helden der Schilddrüse: FT3 und FT4
Woher weißt du, ob deine Schilddrüse ihren Job richtig macht? Hier kommen FT3 und FT4 ins Spiel, die wahren MVPs der Schilddrüsenhormone.
fT4 (freies Thyroxin): Das ist sozusagen die Vorstufe der Schilddrüsenhormone. Deine Schilddrüse produziert es in großen Mengen, und es wird später im Körper ins aktive FT3 umgewandelt.
fT3 (freies Trijodthyronin): Das ist das wirklich aktive Hormon, das in deinen Zellen die ganze Arbeit macht. fT3 regelt deinen Stoffwechsel, sorgt dafür, dass du dich energiegeladen fühlst und dass dein Körper auf Touren kommt.
Wenn du nur den TSH-Wert checkst, verpasst du möglicherweise das wahre Bild davon, wie gut deine Schilddrüse wirklich funktioniert. fT3 und FT4 zu messen gibt dir eine direktere Einschätzung darüber, ob deine Schilddrüse tatsächlich genug Hormone produziert – und ob diese Hormone auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden.
Warum viele Ärzte nur den TSH-Wert testen
Wenn der TSH-Wert allein nicht ausreicht, warum verlassen sich dann so viele Ärzte darauf? Es gibt mehrere Gründe dafür:
Leitlinien und Standardprotokolle: In vielen medizinischen Leitlinien wird der TSH-Test als erster diagnostischer Schritt bei Schilddrüsenerkrankungen und Verdacht auf Hashimoto empfohlen, weil er bei vielen Menschen ausreichende Infos liefert. Das führt dazu, dass viele Ärzte sich in erster Linie darauf verlassen.
Kostenübernahme: Hier kommt der kleine Haken: die meisten gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für fT3 und ft4 nicht bzw. erst dann, wenn bereits Hashimoto oder eine Schilddrüsenerkrankung diagnostiziert wurde. Kein Wunder also, dass dein Arzt nur den TSH Wert kontrolliert. Das heißt, wenn du auf Nummer sicher gehen willst, musst du eventuell selbst in die Tasche greifen.
Was kannst du tun, wenn der Arzt bei Verdacht auf Hashimoto nur den TSH-Wert bestimmen lässt?
Du fühlst dich nach diesem ganzen Schilddrüsen-Talk schlauer und fragst dich, was jetzt zu tun ist? Hier ein paar Tipps:
Informier dich: Wissen ist Macht! Wenn du Symptome hast, die auf eine Schilddrüsenstörung hindeuten, lies dich schlau. Dr. Bernd Rieger hat viele gute Bücher zum Thema Schilddrüse geschrieben, dieses hier gibt einen umfassenden Überblick*. Geh vorbereitet zum Arzt.
Frag nach mehr: Sei nicht schüchtern! Sag deinem Arzt, dass du auch fT3, fT4 testen lassen möchtest. Es geht schließlich um DEINE Gesundheit.
Lass dich nicht abwimmeln: Wenn dein Arzt sagt, dass das nicht nötig ist, frag freundlich aber bestimmt nach, warum.
Symptome im Blick behalten: Führe ein kleines Tagebuch über deine Symptome, Energielevel, Stimmungsschwankungen und andere relevante Details – das kann dir und deinem Arzt helfen, die richtige Diagnose zu stellen.
Nehme es selbst in die Hand: Wenn es in deiner Stadt ein freies Labor gibt, kannst du oft vor Ort dir Blut entnehmen lassen. Dafür ist keine Überweisung notwendig, du musst es halt selber zahlen und brauchst anschließend einen Heilpraktiker oder Arzt der dir hilft die Blutwerte zu verstehen.
Testkit für zuhause: Falls dir alles zu bunt wird und du keine Lust auf eventuelle Diskussionen hast, es gibt auch Testkits für zuhause*. Aber auch hier brauchst du im Anschluss eine Fachkraft, die dir hilft die Werte zu interpretieren.
Schilddrüsen-Antikörper: Die unsichtbaren Gegner
Jetzt denkst du vielleicht: "Okay, FT3 und FT4, check!" Aber es gibt noch eine Sache, die du im Hinterkopf behalten solltest: Schilddrüsen-Antikörper. Diese kleinen Störenfriede können auf Autoimmunerkrankungen hinweisen, wie z.B. Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow, die deine Schilddrüse angreifen und für Chaos sorgen können, ohne dass es im TSH-Wert sofort sichtbar wird.
TPO-Antikörper (Thyreoperoxidase-Antikörper): Diese Antikörper richten sich gegen ein Enzym in deiner Schilddrüse und können eine Entzündung verursachen, die das Organ mit der Zeit lahmlegt. Hohe TPO-Antikörper können auf eine Autoimmunerkrankung wie Hashimoto hindeuten, selbst wenn deine Schilddrüsenhormone und TSH-Werte noch im Normalbereich liegen.
TRAK (TSH-Rezeptor-Antikörper): Diese Antikörper sind typisch für Morbus Basedow. Sie sind wie kleine Saboteure, die deiner Schilddrüse vorgaukeln, dass sie noch mehr Hormone produzieren soll, was dann zu einer Überfunktion führen kann.
Ultraschall und Szintigraphie: Wenn du’s wirklich genau wissen willst
Du willst’s noch genauer wissen? Kein Problem! Neben den Bluttests gibt es noch den Ultraschall und die Szintigraphie, die dir noch mehr Klarheit darüber geben, was in deiner Schilddrüse abgeht.
Ultraschall: Selbst als Heilpraktikerin hatte ich ein Ultraschallgerät in der Praxis, weil ein Ultraschall für die Schilddrüsendiagnostik und Verlaufskontrolle großen Wert hat. Hier sieht man, ob das Organ vergrößert ist, ob es Knoten oder Zysten gibt oder ob die Struktur gleichmäßig oder unregelmäßig ist. Dies kann Hinweise auf verschiedene Schilddrüsenerkrankungen geben, wie beispielsweise Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow.
Szintigraphie: Bei diesem Test wird eine kleine Menge radioaktiver Substanz in deinen Körper gespritzt (keine Panik, alles safe!) und dann geschaut, wie aktiv die verschiedenen Teile deiner Schilddrüse sind. Das hilft, herauszufinden, ob du vielleicht heiße (überaktive) oder kalte (unteraktive) Knoten hast, die man weiter beobachten sollte.
Fazit: Vertraue nicht blind dem TSH-Wert- Verlange die ganze Geschichte.
Also, liebe Leute: Der TSH-Wert ist ein guter Anfang, aber wenn du wirklich wissen willst, wie’s um deine Schilddrüse steht, dann check auch FT3, FT4, die Schilddrüsen-Antikörper und lass, wenn nötig, einen Ultraschall oder eine Szintigraphie machen. Sei dabei ruhig ein bisschen anspruchsvoll – es geht schließlich um deine Gesundheit!
Und wenn dein Arzt nur den TSH-Wert testet und sagt, dass alles in Ordnung ist, aber du dich trotzdem nicht wohlfühlst, dann frag nach den anderen Werten oder lass dir ein Testkit nachhause schicken*. Denn du bist der Boss, wenn es um deinen Körper geht. 💪
Bleib gesund, bleib neugierig und pass auf dich auf!
Disclaimer: Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung. Bei gesundheitlichen Problemen solltest du immer einen qualifizierten Arzt oder Heilpraktiker konsultieren. Medikamente, Heilkräuter und Nahrungsergänzungsmittel sollten ohne Rücksprache mit deinem Arzt oder Therapeuten nicht eingenommen werden.
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