Regelschmerzen: Normal oder ein Zeichen für Endometriose?
- Mariele

- 22. Sept. 2024
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Nov. 2024
Könnte es Endometriose sein?
Endometriose. Ein Begriff, den viele Frauen vielleicht schon einmal gehört haben, aber kaum jemand so richtig versteht – und das schließt leider auch viele Ärzte ein. Tatsächlich dauert es oft viel zu lange, bis Endometriose diagnostiziert wird. Es gibt immer noch Ärzte, die Frauen erzählen, dass starke Regelschmerzen „normal“ seien. Doch was ist eigentlich „normal“, und wo fangen krankhafte Schmerzen an? In diesem Blogbeitrag kläre ich auf: Was ist Endometriose, wie erkennst du den Unterschied zwischen normalen und pathologischen Schmerzen, und warum dauert die Diagnosestellung so lange?

Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine chronische, oft sehr schmerzhafte Erkrankung, bei der gebärmutterähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter wächst. Das Problem: Diese Gewebewucherungen verhalten sich wie die Gebärmutterschleimhaut – sie bauen sich im Verlauf des Zyklus auf, bluten ab, können aber den Körper nicht verlassen. Das führt zu Entzündungen, Narbengewebe und Zysten, die an verschiedenen Organen im Beckenraum, aber auch darüber hinaus, wachsen können. Die Folge sind oft unerträgliche Schmerzen und andere Symptome, die das Leben vieler Frauen stark einschränken. Aber – und das ist ganz wichtig – nicht jede Frau mit Endometriose hat Menstruationsschmerzen. Endometriose kann sich auch durch andere Beschwerden zeigen.
Regelschmerzen: Normal vs. krankhaft
Wir müssen hier direkt mit einem Mythos aufräumen: Starke Regelschmerzen sind nicht normal. Klar, es ist üblich, dass die Menstruation mit einem gewissen Maß an Unwohlsein und Krämpfen einhergeht – das ist normal. Aber diese „normalen“ Schmerzen sollten dich nicht vom Alltag abhalten. Du solltest in der Lage sein, zu arbeiten, dich zu bewegen und insgesamt ein halbwegs normales Leben führen können.
Normale Regelschmerzen sind unangenehm, aber mit ein paar Hausmitteln oder leichten Schmerzmitteln gut in den Griff zu bekommen. Du kannst deinen Tag weitestgehend ohne größere Einschränkungen bewältigen.
Krankhafte Regelschmerzen, wie sie bei Endometriose häufig auftreten, sind jedoch eine ganz andere Nummer. Diese Schmerzen sind so stark, dass sie oft nur mit Schmerzmitteln erträglich werden oder die üblichen Schmerzmittel erst gar nicht greifen. Viele Frauen berichten von Schmerzen, die Übelkeit, Erbrechen oder sogar Ohnmacht auslösen. Arbeiten? Nicht möglich. Diese Schmerzen sind immer ein Warnzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt.
Aber wie schon erwähnt, nicht jede Frau mit Endometriose hat starke Menstruationsschmerzen. Manche Frauen haben keine oder nur sehr leichte Schmerzen während der Periode und leiden dafür an anderen Symptomen, wie Schmerzen beim Stuhlgang oder chronischen Unterbauchschmerzen. Es ist also wichtig, nicht nur auf die Menstruationsschmerzen zu achten, sondern auch auf andere Beschwerden.
Sind Regelschmerzen das einzigste Symptom bei Endometriose?
Neben den starken Regelschmerzen gibt es eine Vielzahl weiterer Symptome, die auf Endometriose hinweisen können. Diese Symptome sind oft so unterschiedlich, dass sie auf den ersten Blick nicht sofort miteinander in Verbindung gebracht werden:
Extrem starke Menstruationsschmerzen, die nur mit starken Schmerzmitteln gelindert werden können, oft auch in Verbindung mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall bis hin zur Ohnmacht
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Schmerzen beim Stuhlgang oder Wasserlassen (vor allem während der Menstruation)
Blasenbeschwerden
Chronische Unterbauchschmerzen außerhalb der Periode
Zyklischer Blähbauch "Endobelly"
Unregelmäßige oder besonders starke Blutungen
Verdauungsprobleme, wie Durchfall, Verstopfung oder Blähungen, vor allem während der Periode
Unfruchtbarkeit – Endometriose ist eine der häufigsten Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch
Extreme Müdigkeit und chronische Erschöpfung
Zyklische Rückenschmerzen
Flankenschmerzen
Welche Organe können von Endometriose betroffen sein?
Endometriose kann theoretisch überall im Körper auftreten, aber die häufigsten Bereiche sind der Unterbauch und die Beckenregion. Zu den betroffenen Organen gehören:
Gebärmutter
Eierstöcke
Eileiter
Blase
Darm
Rektum
Harnleiter
Bauchfell
In selteneren Fällen kann Endometriose sogar in weiter entfernten Regionen wie der Lunge oder dem Zwerchfell auftreten. Solche Fälle sind jedoch deutlich seltener.
Was ist Adenomyose, und wie unterscheidet sie sich von Endometriose?
Neben Endometriose gibt es eine ähnliche, aber dennoch unterschiedliche Erkrankung namens Adenomyose. Bei Adenomyose wächst die Gebärmutterschleimhaut nicht außerhalb der Gebärmutter, sondern in die Gebärmuttermuskulatur hinein.
Das führt ebenfalls zu starken Menstruationsschmerzen und oft zu besonders starken und verlängerten Blutungen. Adenomyose betrifft also ausschließlich die Gebärmutter, während Endometriose auch andere Organe im Körper betreffen kann.
Die Symptome der Adenomyose ähneln denen der Endometriose, was die Unterscheidung der beiden Erkrankungen oft schwierig macht. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
Starke, krampfartige Menstruationsschmerzen, die oft mit Schmerzmitteln kaum in den Griff zu bekommen sind.
Starke und verlängerte Blutungen, die über mehrere Tage anhalten können.
Druckgefühl oder Schmerzen im Unterbauch, die auch außerhalb der Menstruation auftreten können.
Warum wird Endometriose so oft übersehen?
Es gibt mehrere Gründe, warum Endometriose oft übersehen wird und die Diagnosestellung so lange dauert – im Durchs
chnitt 7 bis 10 Jahre. Das liegt an verschiedenen Faktoren:
Unspezifische Symptome:
Viele der Beschwerden, die durch Endometriose verursacht werden – wie Regelschmerzen, Verdauungsprobleme oder Müdigkeit – sind auch bei anderen Erkrankungen verbreitet. Das führt dazu, dass Endometriose oft zunächst mit Krankheiten wie dem Reizdarmsyndrom oder Zysten verwechselt wird.
Fehlendes Bewusstsein bei Ärzten:
Leider haben viele Gynäkologen nicht das nötige Wissen über Endometriose. Dieser Fakt ist einfach erstaunlich, da leiden Millionen von Frauen an dieser Krankheit und dennoch kennen sich die meisten damit aus oder haben Endometriose einfach nicht auf dem Schirm. Frauen hören häufig gruselige Sätze wie „Das gehört zum Frausein dazu“ oder „Das ist normal“, was dazu führt, dass ihre Symptome nicht ernst genommen werden. Diese Fehleinschätzungen verzögern die richtige Diagnose oft um Jahre.
Invasive Diagnosestellung
Leider lässt sich Endometriose im Ultraschall nicht erkennen, bzw. nur speziell geschulte Ärzte können Hinweise auf Endometriose im Ultraschall sehen. Die meisten Frauenärzte kennen sich jedoch hiermit schlichtweg nicht aus.
Die endgültige Diagnose von Endometriose kann oft nur durch eine Laparoskopie(Bauchspiegelung) gestellt werden, bei der Gewebeproben entnommen werden. Da dieser Eingriff operativ ist, zögern viele Ärzte und Patientinnen, diesen Schritt zu gehen.
Endometriose – und jetzt?
Wenn du den Verdacht hast, dass du an Endometriose leidest, ist es wichtig, dich an die richtigen Experten zu wenden. In Deutschland gibt es spezielle Endometriose-Zentren, die sich auf die Diagnose und Behandlung dieser Erkrankung spezialisiert haben. Dort arbeiten Ärzte, die genau wissen, wie man Endometrioseherde erkennt und wie sie optimal entfernt werden. Bei unerfahrene Ärzte, besonders in kleineren Krankenhäusern, steigt das Risiko, das Endometrioseherde nicht erkannt werden oder die Herde nicht vollständig entfernt werden, was zu weiteren Komplikationen führen kann. Bei der Endometriose Vereinigung findest du eine Liste mit medizinisch zertifizierten Einrichtungen.
Keine Sorge, Endometriose zu haben bedeutet nicht automatisch, dass bei dir eine Bauchspiegelung (Laparaskopie) durchgeführt werden muss. Oftmals genügt auch u.a. eine medikamentöse Therapie. Dein Arzt wird mit dir Zusammen schauen, was sinnvoll für dich ist.
Meine Empfehlung: Falls du den Verdacht hast, dass du an Endometriose leidest, wende dich an ein zertifiziertes Endometriose-Zentrum und lasse dich dort von erfahrenen Spezialisten beraten. Das Erkennen und Behandeln dieser Erkrankung erfordert Expertenwissen, und du solltest dich nicht mit weniger zufriedengeben.
Meine Buchempfehlung zum Thema Endometriose:
"Endometriose - Die unterschätzte Krankheit" von Prof. Dr. Sylvia Mechsner*: Dieses Buch bietet umfassende Informationen zur Diagnose und Behandlung von Endometriose und ermutigt Patientinnen, informierte Entscheidungen zu treffen.
"Die beste Ernährung bei Endometriose" von Nicole Heinze*: Dieser Ratgeber erklärt, wie eine antientzündliche Ernährung Symptome lindern und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann.
"In der Regel bin ich stark" von Anna Wilken*: Anna Wilken teilt ihre persönlichen Erfahrungen mit Endometriose und bietet Einblicke in die Symptomatik und Therapiemöglichkeiten.
Fazit
Endometriose ist keine Erkrankung, die Frauen einfach hinnehmen sollten. Starke, krankhafte Regelschmerzen sind nicht normal und sollten immer ernst genommen werden. Aber es gibt auch Frauen, die keine typischen Menstruationsschmerzen haben und trotzdem unter Endometriose leiden – das macht die Erkrankung so schwer fassbar.
Wenn du dich in den beschriebenen Symptomen wiederfindest, dann zögere nicht, aktiv zu werden und dich auf Endometriose untersuchen zu lassen. Den richtigen Ansprechpartner findest du am besten in einem Endometriose-Zentrum, wo die wirklichen Experten sitzen.
Du möchtest mehr Tipps zum Thema: Erste Hilfe bei Regelschmerzen? Dann lese hierzu meinen Blogbeitrag.
Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht oder kennst jemanden, der lange auf eine Endometriose-Diagnose gewartet hat? ❤️ Teile deine Geschichte in den Kommentaren und lass uns darüber sprechen 🙂 – zusammen können wir das Bewusstsein für diese Erkrankung schärfen! 💪
Disclaimer: Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Die Inhalte dienen der Vermittlung von Wissen und die Umsetzung der hier gegebenen Empfehlungen sollte immer mit einem qualifizierten Therapeuten abgesprochen werden.
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